Auch wenn das Referendum über den EU-Beitritt der Republik Moldau sowie die Präsidentschaftswahlen knapp positiv für das pro-europäische Lager ausfielen, befindet sich das Land weiterhin in einer prekären Lage: Insbesondere die Energieversorgung im kommenden Jahr stellt die „PAS“-geführte Regierung vor Herausforderungen. Da zum Jahresende 2024 der Transitvertrag für russisches Gas über der Ukraine ausläuft, ist die Gasversorgung für Transnistrien unklar. Zwar sieht der Liefervertrag zwischen Russland und der Republik Moldau die Lieferung bis zur Landesgrenze vor, d.h. auch im Zweifel über andere Lieferwege. Unklar ist jedoch, ob Russland die Notlage im Winter ausnutzen und durch ausbleibende oder reduzierte Lieferungen eine Energiekrise erzeugen wird. In jedem Fall wird sich die Bevölkerung Moldaus auf weiter steigende Preise für Energie einstellen müssen.
Das Thema birgt auch politische Sprengkraft: Zwischen Juli und September 2025 finden in Moldau wegweisende Parlamentswahlen statt. Ein Krisenwinter kann die politische Stimmung im Land weiter zum Kippen bringen. Die aktuelle Unzufriedenheit mit der Regierung zeigt sich insbesondere aber nicht nur in ländlichen Regionen, in denen russischsprachige Minderheiten überwiegen. Ein drastischer Stimmenverlust der Regierungspartei in den Parlamentswahlen könnte den EU-Integrationskurs Moldaus gefährden, da die größten Oppositionsparteien EU-skeptisch eingestellt sind. Eine der größten Herausforderungen der Regierung in der ersten Jahreshälfte 2025 wird es daher sein, Bevölkerungsschichten in den ländlichen Regionen mit einer deutlichen Verbesserung der Lebensrealität von ihrem pro-europäischen Kurs zu überzeugen.
Zwischen dem 9. und 12. Dezember 2024 fand im Rahmen des CAPACITY4EU-Projekts eine Austauschreise für Vertreter:innen der deutschen Zivilgesellschaft in die Republik Moldau statt. Die Organisation der Reise erfolgt in enger Zusammenarbeit mit unseren moldauischen Projektpartnern, dem Institute for European Policies and Reforms (IPRE) und dem Institute for Strategic Initiatives (IPIS). Die Gespräche boten aus erster Hand Einblicke in die politische Situation des Landes und die Herausforderungen im kommenden Jahr.
Das im Rahmen der Reise organisiert Exchange Lab bot die Möglichkeit der weiteren Vernetzung zwischen deutscher und moldauischer Zivilgesellschaft. Der Austausch trug zudem zu einem informierten Dialog mit und über die Republik Moldau in den Bereichen EU Kommunikation, Migration, der Außenpolitik und Entgegnung von Desinformation bei.