Die Region Gagausien liegt im Süden der Republik Moldau und besitzt seit einem gescheiterten Separationsversuch in den 90er-Jahren einen autonomen Sonderstatus im Land. Die derzeitige Regionalregierung und auch der Großteil der gagausischen Bevölkerung sympathisieren traditionell stark mit Russland und lehnen den proeuropäischen Kurs der Hauptstadt ab. Dies liegt auch daran, dass in der Region viele Falschinformationen über den EU-Beitritt kursieren, wie etwa dass Moldauer:innen vermeintlich gezwungen würden ihr Land zu verkaufen und ihre Kultur und Religion aufzugeben oder auch dass die moldauische Wirtschaft im europäischen Wettbewerb zusammenbrechen würde. Auf dem weiteren Weg des Landes in die EU bleibt es wichtig, lokal verstärkt diese Ängste zu adressieren und zu entkräften. Zudem solle perspektivisch auch der Dialog mit der Zentralregierung reaktiviert werden, so die lokale Perspektive.
Ein weiteres entscheidendes Thema ist die aktuelle von Russland initiierte Energiekrise, die den Energiepreis in Moldau stark ansteigen ließ. Bis Ende 2024 bezog Moldau bis zu 70% des benötigten Stroms aus dem nicht anerkannten Gebiet Transnistrien, das diesen aus subventioniertem russischem Gas produzierte und exportierte. Nach dem Auslaufen der Gas-Transportverträge durch die Ukraine wurde entgegen der weiter bestehenden russischen Lieferverpflichtung über andere mögliche Lieferwege den ganzen Januar über kein Gas mehr nach Moldau geliefert. Diese Situation zeigt, dass Russland aus strategischen Erwägungen seine pro-russischen Verbündeten buchstäblich frieren lässt, um vor den Parlamentswahlen in der zweiten Jahreshälfte Stimmung gegen die pro-europäische Zentralregierung zu machen. Die EU unterstützt Moldau dabei die Situation zu stabilisieren und hat dafür auch Transnistrien Unterstützung angeboten.
Aufbauend auf den drei lokalen Dialogen in Stefan Voda, Falesti und Glodeni fand der vierte lokale Dialog des CAPACITY4EU-Projekts am 08. Februar 2025 in Ciadîr-Lunga statt. Am Dialog nahmen über 40 Amtsträger:innen, Beamt:innen und junge Aktivist:innen aus der gesamten Region Gagausien teil. Als Expert*innen sprachen Rodica Kulminski, Vadim Pistrinciuc, Vlad Kulminski und Tatiana Nistorica.