Seit Januar ist der Energiepreis in der Republik Moldau stark angestiegen, das Land befindet sich in einer weiteren von Russland initiierten Energiekrise. Noch bis Ende 2024 bezog Moldau einen Großteil des benötigten Stroms aus einem Gaskraftwerk im nicht anerkannten Gebiet Transnistrien. Nach dem Auslaufen der Gas-Transportverträge durch die Ukraine ist Russland seinen Lieferverpflichtungen nach Transnistrien den Januar über nicht mehr nachgekommen und hat so erhebliche Versorgungsprobleme für die Region und auch das ganze Land verursacht. Auch wenn die Krise mit Hilfe der EU mittlerweile stabilisiert werden konnte, zeigt sie die Gefahr der hohen Abhängigkeit von importiertem Strom aus Transnistrien.
Um diese Abhängigkeit in Zukunft zu verringern und die Energy-Governance des Landes zu verbessern, setzt die moldauische Regierung in einigen neuen Gesetzen verstärkt auf erneuerbare Energien. Ziel ist es, ihren Anteil im Energiemix bis 2030 auf 40% zu erhöhen, künftig weniger Strom aus Transnistrien zu beziehen und gleichzeitig die Stromnetze zu erneuern.
Laut der Autorin Dr. Shushanik Minasyan-Ostermann sei bei den bisherigen Reformen jedoch noch nicht ausreichend auf das Thema Energieeffizienz geachtet worden. Sie identifiziert neben institutionellen Herausforderungen wie fehlender Kapazitäten bei den zuständigen Behörden vor allem infrastrukturelle Probleme.
Ein Großteil der moldauischen Bevölkerung heizt aktuell mit Gas- oder Holzöfen und etwa drei Viertel aller Wohngebäude sind nicht isoliert. Die Modernisierung der Heizungssysteme biete dem Staat großes Potential zur Energieeinsparung, berge aber auch soziale Herausforderungen, da ihre hohen Kosten ärmere Haushalte überproportional belasten. Eine effektive Wärmewende müsse daher neben Maßnahmen zur Energieeffizienz auch soziale Maßnahmen beinhalten. Dr. Minasyan-Ostermann plädiert für eine starke und inklusive moldauische Energie-Governance, die die Rechte, Perspektiven, Bedürfnisse und Ziele aller Beteiligten miteinbezieht.
Die Publikation entstand als Reflektion der Autorin über ihre Eindrücke der CAPACITY4EU-Austauschreise in die Republik Moldau im Dezember 2024.