20 Jahre nach der größten Beitrittsrunde der EU, bei der die Union um zehn neue Mitgliedstaaten wuchs, befindet sich die EU-Erweiterungspolitik in einer Phase neuer Relevanz für die Zukunft Europas. Während der sog. Big-Bang-Erweiterung stand die Stabilisierung der Nachbarschaft durch Transformationsprozesse im Fokus, sodass der Beitrittsprozess von einer Modernisierungslogik geprägt war. Mit Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich das geopolitische Umfeld drastisch geändert. Die Erweiterung selbst soll gemäß einer geopolitischen Logik für Stabilisierung sorgen. Dies hat zu einer Revitalisierung der EU-Erweiterungspolitik nach fast zwei Dekaden Stillstand sowie deren Ausweitung auf das frühere Assoziierungstrio Ukraine, Republik Moldau und Georgien geführt.
Die relevante Frage ist nun „Wie kann die EU ihre Erweiterungs- und Nachbarschaftspolitik stärken, um die Widerstandsfähigkeit Europas zu erhöhen?“. Das Hintergrundpapier zum Horizon Europe Projekt InvigoratEU präsentiert die Details des konzeptionellen Rahmens, der für die entsprechenden Analysen im Projekt leitgebend sein soll. Die Publikation setzt sich kritisch mit dem Begriff Resilienz auseinander, diskutiert die zwei hier genannten Logiken, operationalisiert deren Wechselwirkungen und stellt den Triple-R-Ansatz vor: Reform der aktuellen Nachbarschafts- und Erweiterungspolitik, Reaktion (respond) auf geopolitische Herausforderungen und ganzheitlicher Wiederaufbau (rebuild) Europas.