Die Europäische Union und die Welt scheinen sich derzeit in einem ständigen Krisenmodus zu befinden, was ein rasches und responsives Handeln politischer Entscheidungsträger:innen unabdingbar macht. Zwar ist ein solches Handeln essentiell, gleichzeitig ist es ebenso wichtig, das Gesamtbild nicht aus den Augen zu verlieren. Um gegenwärtig und in Zukunft wirksam auf Krisen reagieren zu können, bedarf es einer strategischeren Politik. Dies gilt auch für die deutsche Europapolitik, die oft nur kurzfristig reagiert und an der Tagespolitik ausgerichtet ist, wie das Beispiel der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zeigt. In der neuen Legislaturperiode gibt es nun die Chance einen vorausschauenden Governance-Ansatz in die Regierungsarbeit zu integrieren.
Aufbauend auf den Ergebnissen der IEP-Strategiegruppe zur Deutschen Europapolitik „Berlin Futures“ zeigen Dr. Katrin Böttger und Prof. Dr. Gaby Umbach bestehende Kapazitäten und Netzwerke für strategische Vorausschau in verschiedenen Politikbereichen in Deutschland auf. Die Autorinnen fordern unter anderem die flächendeckende Etablierung von Foresight-Abteilungen in allen Bundesministerien, dem Bundestag und den Bundesagenturen sowie eine Bündelung dieser Aktivitäten in einem vom Kanzleramt koordinierten Netzwerk. Im Rahmen eines nationalen Resilienzrates soll die systemische Resilienz einzelner Politikbereiche dann vor dem Hintergrund entsprechender Risikoanalysen und Foresight-Berichte analysiert und angepasst werden.