Fünf Jahre nach dem endgültigen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union hat sich die geopolitische Lage dramatisch verändert. Russlands vollumfängliche Invasion in die Ukraine hat den Krieg auf europäischen Boden zurückgebracht und Donald Trumps Rückkehr ins Oval Office fordert die transatlantische Partnerschaft heraus.
In dieser angespannten Situation haben die Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich, insbesondere durch das im Mai 2025 vereinbarte Sicherheits- und Verteidigungsabkommen, eine neue Dynamik erhalten. Zudem bemüht sich die Regierung des britischen Premierministers Keir Starmer vermehrt um bilaterale Abkommen, wie zum Beispiel die Trinity-House-Vereinbarung mit Deutschland. Gleichzeitig gewinnen kleinere Kooperationsformate wie Weimar+ oder die Joint Expeditionary Force an Bedeutung.
Dennoch betont das Vereinigte Königreich in einer kürzlich veröffentlichten Überprüfung der Verteidigungsstrategie einen „NATO zuerst“ Ansatz. Kooperationen auf niedrigeren Ebenen können jedoch dazu beitragen, Prozesse und Entscheidungen zu beschleunigen und die globale Position der NATO zu stärken. Dazu gehören auch bi- und multilaterale Absprachen innerhalb internationaler Parteistrukturen. Dementsprechend handelt es sich um keinen „Nur NATO“ Ansatz.
Da unabhängig von Trump eine verstärkte außenpolitische Orientierung der Vereinigten Staaten in Richtung Asien erwartet wird, betont das Vereinigte Königreich die Bedeutung europäischer Zusammenarbeit. Dass die Übersetzung dieses politischen Willens in die industrielle Realität vor Herausforderungen steht, zeigt sich beispielsweise anhand konkurrierender Projekte zur Entwicklung eines Kampfflugzeugs der nächsten Generation, wo einerseits das Vereinigte Königreich, Italien und Japan und andererseits Deutschland, Frankreich und Spanien voneinander unabhängig Modelle entwickeln.
Wie sind die Aussichten für das Vereinigte Königreich, ein integralerer Akteur in der europäischen Sicherheit zu werden? Kann das Vereinigte Königreich auf seinen bilateralen und minilateralen Beziehungen aufbauen, um Europa angesichts der wachsenden globalen und regionalen Herausforderungen resilient zu machen?
Über diese und andere Themen diskutierten die Teilnehmenden eines vertraulichen Frühstücksgesprächs am IEP mit Julie Smith, Professorin für Europäische Politik an der Universität Cambridge, verteidigungspolitische Sprecherin der Liberaldemokraten im britischen Oberhaus als Baroness Smith of Newnham und Mitglied des Wissenschaftlichen Direktoriums des IEP. Die Moderation übernahm Prof. Dr. Funda Tekin, Direktorin des IEP.
Die Veranstaltung fand mit freundlicher Unterstützung der Europäischen Kommission und des Auswärtigen Amts statt.