Diese Veranstaltung liegt in der Vergangenheit.
Bei der Präsidentschaftswahl in Rumänien haben sich sowohl Spannungen im politischen System als auch strategische Widerstandsfähigkeit gezeigt. Die Wahlbeteiligung in der ersten Runde spiegelte eine weit verbreitete Desillusionierung mit Politik wider, wobei Anti-Establishment-Narrative und rechtsextreme Rhetorik an Zugkraft gewannen. In der zweiten Runde versammelten sich gemäßigte und pro-europäische Wähler:innen, um ein Abdriften in den Illiberalismus zu verhindern und die westliche Ausrichtung Rumäniens zu stärken. Die Tatsache, dass ein Kandidat, der demokratischen Normen offen ablehnend gegenübersteht, eine reale Chance auf die Präsidentschaft hatte, unterstreicht das Ausmaß der Entfremdung der Wähler:innen von der Demokratie und des schwindenden Vertrauens in die Institutionen.
Auf europäischer Ebene bleibt Rumänien ein wichtiger Akteur. Als Grenzland der EU und der NATO ist das Rumänien von zentraler Bedeutung für die regionale Stabilität, die Erweiterungspolitik und die geopolitische Rolle der Union. Angesichts der anhaltenden russischen Einmischung, die sich in Desinformation, wirtschaftlicher Einflussnahme und der Ausnutzung innenpolitischer Schwachstellen äußert, hat Rumänien strategische und institutionelle Widerstandsfähigkeit bewiesen. Während seine Ausrichtung gen Westen bestätigt wurde, hat diese außenpolitische Orientierung eine sich vertiefende Kluft zwischen politischen Entscheidungstragenden und der Bevölkerung verdeckt.
Mit der Bewältigung der schwersten demokratischen Krise seit dem Ende des Kalten Krieges hat sich Rumänien vorerst vor einem Absturz in den Abgrund bewahrt. Ob diese zerbrechliche Erholung zu einer echten demokratischen Erneuerung führt oder ob sie zu einem abschreckenden Beispiel für eine verspielte zweite Chance wird, wird von der Vision und der Bereitschaft zur Übernahme der Regierungsverantwortung durch die politische Führung Rumäniens in den kommenden Monaten abhängen.
Der Jean-Monnet-Lehrstuhl für Europäische Politik an der Universität Passau, das EUROPE DIRECT Magdeburg und das Institut für Europäische Politik, Berlin, organisieren den ersten Online Round Table on European Democracy 2025 am 03. Juni um 18 Uhr.
Impuls
Prof. univ. dr. abil. Melania-Gabriela Ciot, Professorin am Jean-Monnet-Lehrstuhl für Green Deal und europäische Verhandlungen, Universitatea Babes-Bolya
Moderation
Julian Plottka, Scientific Senior Project Manager, Institut für Europäische Politik, Berlin; Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Jean-Monnet-Lehrstuhl für Europäische Politik an der Universität Passau
Ort & Anmeldung
Universität Passau, Dr.-Hans-Kapfinger-Str. 14b,94032 Passau, Raum (HK 14b) SR 002
Die Veranstaltung findet hybrid statt. Für eine persönliche Teilnahme in Passau schreiben Sie bitte eine E-Mail an: julian.plottka@uni-passau.de
Für eine Online-Teilnahme melden Sie sich bitte unter folgendem Link an: Zoom-Anmeldung