Angesichts gemeinsamer lokaler, europäischer und globaler Herausforderungen kann Kooperation zwischen Deutschland, den nordischen und baltischen Staaten eine wichtige Rolle spielen. Die Wiederwahl Donald Trumps hat die Notwendigkeit europäischer Einheit erneut in den Fokus gerückt. Die einst als selbstverständlich geltende transatlantische Zusammenarbeit zeigt mittlerweile Brüche. Daher müssen europäische Staaten Strategien entwickeln, um unabhängig von der politischen Führung im Weißen Haus schnell und entschlossen handeln zu können.
Dabei sind auch technische Aspekte relevant. Potenzielle Ausfälle kritischer Infrastrukturen verdeutlichen die Bedeutung robusten Schutzes, insbesondere angesichts moderner Bedrohungen wie Drohnen- und Cyberangriffen auf Energie- und Unterwasserinfrastrukturen. Die Eingliederung der baltischen Staaten in das europäische Stromnetz 2025 markiert hierbei einen großen Fortschritt und unterstreicht die Notwendigkeit, Sicherheit und Nachhaltigkeit gemeinsam zu denken. Gleichzeitig hat auch die EU-Erweiterung neue, geopolitische Dringlichkeit erhalten. Dennoch sind weder die EU noch die Beitrittskandidaten derzeit bereit für eine Umsetzung, was starke Verzögerungen und Gefahren für beide Seiten birgt. Bei all diesen Themen verschwimmen häufig die Grenzen zwischen Innen- und Außenpolitik. Emotionale Haltungen vieler Menschen zu außenpolitischen Fragen können auch innenpolitisch zu gesellschaftlicher Polarisierung führen. Wenn sie zu stark wird, kann sie langfristig demokratische Grundlagen gefährden.
Dies sind nur einige der Erkenntnisse aus dem 16. Deutsch-Nordisch-Baltische Forum, welches das IEP gemeinsam mit seinem litauischen Partner, dem Institut für Internationale Beziehungen und Politikwissenschaften der Universität Vilnius (IIRPS), organisierte. Das DNBF brachte politische Entscheidungsträger:innen und Expert:innen aus Dänemark, Estland, Finnland, Deutschland, Lettland, Litauen und Schweden in Vilnius zusammen, um über gemeinsame Herausforderungen und Interessen zu diskutieren.
Den Kern des Forums bildeten vertrauliche Expert:innengespräche. Zum Auftakt begrüßten die Direktorin des IEP, Prof. Dr. Funda Tekin, und der Stellvertretende Direktor für Wissenschaft und Forschung des IIRPS, Dr. Vilius Mačkinis, Teilnehmende zu einer öffentlichen Veranstaltung. Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis hielt die Keynote über die Sicherheits- und Verteidigungskooperation in der EU und NATO, welche im Anschluss mit dem deutschen Botschafter in Litauen, Dr. Cornelius Zimmermann, und der Pro-Vizekanzlerin und Forschungsleiterin der Swedish Defense University, Prof. Dr. Malena Britz, debattiert wurde. Per Videobotschaft begrüßten auch die litauische Premierministerin Ingrida Šimonytė und die Staatssekretärin im Auswärtigen Amt für Europa und Klima, Dr. Anna Lührmann, die Teilnehmenden.