Am 17. & 18. Juli 2023 findet der erste Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten der EU und der Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten (CELAC) seit 2015 statt. Besonders seit Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine bemühen sich Deutschland und die EU wieder stärker um eine engere politische und wirtschaftliche Partnerschaft mit CELAC-Staaten, die zuvor eher vernachlässigt wurden.
In diesem Policy Brief hinterfragt Prof. Dr. Susanne Gratius kritisch, inwieweit das dabei oft bemühte Schlagwort von „natürlichen Partnern“ zutrifft. Sie zeigt, wie die EU besonders im Vergleich mit China sowohl wirtschaftlich als auch politisch in der Region ins Hintertreffen geraten ist. Die Außenpolitik sowohl in der EU als auch in CELAC-Staaten orientiert sich stärker an realpolitischen Fragen, und angesichts der Rückschritte in demokratischen Strukturen ist auch eine gemeinsame ideelle Wertegrundlage nicht mehr selbstverständlich. Dies anzuerkennen, wäre ein erster Schritt für eine erfolgreiche Wiederbelebung einer genuin strategischen Partnerschaft. Weitere Ansatzpunkte wären Verhandlungen auf Augenhöhe, mehr wirtschaftliches und politische Kapital in die Beziehungen zu investieren und gemeinsame Aktionspläne für internationale Foren zu entwickeln.