Lernen Sie unsere neuen EurasiaLab-Fellows und ihre Forschungsprojekte kennen

Das „Eurasia Lab & Fellowship Program“ des Instituts für Europäische Politik (IEP) rief NachwuchswissenschaftlerInnen, die zu Zentralasien, dem Südkaukasus und Osteuropa arbeiten, auf, sich mit ihren Forschungsideen für das Stipendienprogramm zu bewerben. Bis Mai 2021 unterstützt das Programm die drei herausragendsten Forschungsprojekte mit einem einmaligen Stipendium von bis zu 9.000 Euro und bietet den ForscherInnen die Möglichkeit, sich durch verschiedene Programmveranstaltungen in das Netzwerk des IEP zu integrieren sowie an der Podcast-Reihe des EurasiaLab mitzuwirken.
Unter allen BewerberInnen überzeugten uns drei Forschungsteams am meisten von ihrer Exzellenz und Eignung für unser Fellowship-Programm durch ihre allgemeine akademische Qualität, herausragenden Forschungsdesigns und Themenvorschläge. Eine kurze Darstellung der Teams und ihrer Forschungsprojekte finden Sie nachstehend. Wir wünschen allen drei Forschungsteams viel Erfolg bei der Durchführung ihrer Forschungsprojekte. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit in den kommenden Monaten und die Resultate der Projekte.
Die EurasiaLab-Fellows
Azizjon Berdiqulov, Muslimbek Buriev und Sergey Marinin: „Civil Society and the COVID-19 Governance Crisis in Kyrgyzstan and Tajikistan“
Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, die Dynamiken der Aktivitäten von zivilgesellschaftlichen Organisationen während der COVID-19-Pandemie in Kirgisistan und Tadschikistan zu identifizieren und zu charakterisieren. Insbesondere wird untersucht, welche Rolle zivilgesellschaftliche Organisationen während der Krise eingenommen haben, um die lokale Bevölkerung zu unterstützen. Das Hauptanliegen des Forschungsprojektes ist es, basierend auf dieser Analyse Empfehlungen zu entwickeln, wie lokale Regierungen und internationale Organisationen die Strategien eines nichtstaatlichen krisengetriebenen Aktivismus in ihre jeweiligen Politikansätze integrieren können.
Das Team besteht aus drei aufstrebenden Wissenschaftlern, die in verschiedenen Bereichen arbeiten, aber einen gemeinsamen akademischen Hintergrund haben. Durch ihre Erfahrungen in der Leitung von diversen Forschungsprojekten haben die Teammitglieder sowohl ihre Forschungs- als auch ihre Projektmanagement-Fähigkeiten weiterentwickelt. Über die enge Zusammenarbeit mit Experten, staatlichen sowie nichtstaatlichen Akteuren haben sie solide Kompetenzen in der Analyse der Politiken Zentralasiens in Bezug auf Zivilgesellschaft und Demokratisierungsprozesse, Menschenrechte und politische Mobilisierung von Minderheiten erworben. Das Team kann – auch für die Umsetzung ihres Forschungsprojekts – auf ein diverses Netzwerk insbesondere im zentralasiatischen Kontext zurückgreifen, wo persönliche Kontakte für die Informationsbeschaffung eine entscheidende Rolle spielen.
Mihai-Razvan Corman, Eliana Coraci und Nicolas Heger: „EU external anti-corruption promotion. A case study on the Republic of Moldova“
Das Forschungsprojekt „EU external anti-corruption promotion. A case study on the Republic of Moldova“ hat zum Ziel, die grundlegenden Faktoren, die die Antikorruptionspolitik der EU in Moldau fördern, zu identifizieren. Dabei stehen die rechtlichen Kompetenzen und Instrumente der EU zur Korruptionsbekämpfung in Moldau im Fokus. Dem Projekt liegt die Beobachtung zugrunde, dass die Republik Moldau eines der korruptesten Länder der Welt ist. Die Förderung der EU-Korruptionsbekämpfung ist von hoher politischer Relevanz für die Zukunft der EU-Moldau-Beziehungen sowie für die Bestrebungen des Landes, eine Demokratie nach europäischem Vorbild, mit einem funktionierenden Rechtsstaat sowie einer freien, friedlichen und wohlhabenden Gesellschaft, zu werden.
Mihai-Razvan Corman ist Doktorand an der Universität Gent und freier Berater für die Europäische Kommission und das Institute of European Democrats, einem vom Europäischen Parlament geförderten Think-Tank. Eliana Coraci ist Wissenschaftlerin und Analystin mit Expertise zu Desinformation in der Östlichen Partnerschaft. Aktuell ist sie für die NATO in Brüssel tätig. Nicolas Heger ist Programmkoordinator an der Kyiv Mohyla Academy (NaUKMA) und Berater für die GIZ Ukraine. Mihai, Eliana und Nicolas sind Mitglieder und Research Fellows des Deutsch-Moldauischen Forums, einer Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Chisinau zur Förderung des europäischen Integrationsprozesses in Moldau.
Vasil Navumau und Olga Matveieva: „Prospects of Post-Authoritarian Transformation in Belarus: Tracing Civic and Political Initiatives for Democracy Promotion“
Das Projekt zielt darauf ab, zivilgesellschaftliche Initiativen, die im Zuge der Massenmobilisierung nach den gefälschten Präsidentschaftswahlen in Belarus im Jahr 2020 aufkamen, zu identifizieren. Diese Phase ist gekennzeichnet durch den Übergang von der zuvor präferierten Strategie des „collective exit“ aus politisch aufgeladenen Themen zurück zur „collective voice“ oder dem Protest gegen die Behörden. Das Forschungsprojekt analysiert diese zivilgesellschaftlichen Initiativen und setzt sie mit den existierenden Instrumenten der Östlichen Partnerschaft und den EU-Mechanismen in Verbindung, um den Dialog über eine friedliche Konfliktregelung in Belarus zu erweitern. Darüber hinaus identifiziert das Projekt mögliche Kooperationsansätze zwischen der EU und der belarussischen Zivilgesellschaft.
Vasil Navumau, PhD in Soziologie, ist Visiting Fellow am Center for Advanced Internet Studies (Bochum) und zivilgesellschaftlicher Aktivist. Er ist Autor einer Monographie sowie verschiedener Publikationen zu Protestbewegungen in Belarus und russischer Desinformation in Belarus. Olga Matveieva, PhD in öffentlicher Verwaltung, ist Associate Professor am Institute for Public Administration. Ihre Forschungsinteressen umfassen E‑Governance, „contentious politics“, Gender-Fragen sowie globale Herausforderungen für öffentliche Verwaltungssysteme. Vasil und Olga veröffentlichten mehrere in Ko-Autorenschaft verfasste Artikel mit einer vergleichenden Perspektive zu den Protesten in Belarus („Revolution of Consistency“) und in der Ukraine (Euromajdan) sowie zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Geschlechtergleichstellung in den beiden Ländern.
Wir erhielten eine überwältigende Anzahl von 97 Bewerbungen von einzelnen ForscherInnen wie auch von Forschungsteams. Die meisten Bewerbungen kamen aus Zentralasien, gefolgt vom Südkaukasus und Osteuropa. Bezogen auf die einzelnen Länder erreichten uns die meisten Bewerbungen aus Georgien, gefolgt von Kirgisistan, Kasachstan und Usbekistan. In den vorgeschlagenen Forschungsthemen spiegelten sich die transformativen politischen und sozio-ökonomischen Entwicklungen in Eurasien wider. Ein Großteil der Forschungsanträge hatte verschiedene aktuelle Trends in der Region im Hinblick auf die COVID-19-Pandemie, politische Konflikte, Korruption sowie zivilgesellschaftliche Akteure und Initiativen, die die politische Landschaft der Region prägen, zum Gegenstand.
Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um allen ForscherInnen und Forschungsteams für ihre Bewerbung und ihr Interesse an unserem Programm zu danken. Das überwältigende Interesse an den Entwicklungen und Herausforderungen in der Region in einer Zeit wie dieser dient uns als Inspiration und bestärkt uns in unserem Engagement, zu Eurasien arbeitende ForscherInnen zu vernetzen.
Dieses Projekt wird von den Open Society Foundations (OSF) unterstützt. Die Ansichten, die im Rahmen der Projektaktivitäten und Publikationen geäußert werden, spiegeln nicht unbedingt OSFs Meinungen wider.