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IEP-Mittagsgespräch mit Botschafter Andreas Peschke: „Die EU und die Staaten der Östlichen Partnerschaft“

Andreas Peschke und Katrin Böttger

Botschafter Andreas Peschke, Beauf­tragter für Osteuropa, Kaukasus und Zentral­asien im Auswär­tigen Amt hat am 9. Juni 2016 in der Vertretung der Europäi­schen Kommission in Berlin zum Thema „Die EU und die Staaten der Östlichen Partner­schaft – Perspek­tiven aus deutscher Sicht“ referiert. Richard Nikolaus Kühnel, Vertreter der Europäi­schen Kommission in Deutschland, hielt ein Grußwort. Die Veran­staltung wurde von Dr. Katrin Böttger, Stell­ver­tre­tende Direk­torin des Instituts für Europäische Politik (IEP), moderiert.

Zunächst begann Peschke damit, die Geschichte der europäi­schen Partner­schaft von ihrem Beginn im Jahr 2009 bis heute Revue passieren zu lassen. Dabei ging er auf die beson­deren Ereig­nisse in jüngerer Vergan­genheit in der Ukraine ein. Diese, so Peschke, waren ein Test für die Östliche Partner­schaft, aus dem sie jedoch gestärkt hervor­ge­gangen sei.

Peschke wies zunächst auf die Gemein­sam­keiten der Staaten der Östlichen Partner­schaft hin und unter­strich die Bedeutung eines gemein­samen Rahmens der EU zur Unter­stützung der östlichen Partner­schafts­länder. Bei allen Gemein­sam­keiten sei es dennoch wichtig, die einzelnen Länder und ihre Entwicklung diffe­ren­ziert zu betrachten. So gebe es eine zaghafte Annäherung zwischen der EU und Belarus im Rahmen der infor­mellen Kontakt­gruppe und auch  Wünsche nach Annähe­rungen und Koope­ration in Armenien und Aserbai­dschan. Hingegen sei die Koope­ration mit den anderen drei Ländern der Östlichen Partner­schaft, Georgien, Moldau und der Ukraine im Rahmen der Assozi­ie­rungs­ab­kommen (AA) und der Tiefen und Umfas­senden Freihan­delszone (DCFTA) schon weiter fortge­schritten. Die Erfolge der Partner­schaft seien besonders in Georgien zu sehen, dessen Handel mit der EU durch die verstärkte Koope­ration seit Inkraft­treten von AA/DCFTA um 11.8% angestiegen sei.

Als weiterer Punkt wurde die Kondi­tio­na­lität der Unter­stützung im Rahmen der Östlichen Partner­schaft angesprochen. Als Beispiel nannte er hier Moldau, das durch Banken­skandal und Korruption derzeit keine Budget­hilfen erhalte. Gleich­zeitig sei die Kommu­ni­kation der Partner­schafts­er­folge wichtiger geworden. Als ein weiteres wichtiges Ziel wurde außerdem die Unter­stützung einer besseren Koope­ration der Länder der Östlichen Partner­schaft unter­ein­ander genannt.

Zum Abschluss nannte Peschke drei Grund­fragen, die der Bundes­re­gierung für die Zukunft der Östlichen Partner­schaft wichtig seien. Hierzu zähle die Frage, wie innerhalb des einheit­lichen Rahmens der Östlichen Partner­schaft mit Blick auf den im Jahr 2017 anste­henden Gipfel dennoch die notwendige Diffe­ren­zierung erreicht werden könne. Eine weitere wichtige Frage sei, wie die Staaten der Östlichen Partner­schaft gleich­zeitig gute Bezie­hungen zur EU und zu Russland unter­halten könnten. Als dritte Frage nannte Peschke, wie die Staaten der Östlichen Partner­schaft auch ohne Beitritts­per­spektive noch besser zu Reformen zu motivieren seien.

In der anschlie­ßenden lebhaften Diskussion mit dem Publikum wurde die Situation in einzelnen Ländern tiefer­gehend besprochen. Zudem wurden Fragen bezüglich der fehlenden Sicher­heits­kom­po­nente der Östlichen Partner­schaft trotz zahlreicher mehr oder weniger einge­fro­rener Konflikte und der geplanten Visa- Libera­li­sierung für Georgien und die Ukraine gestellt. Peschke wies auf die beglei­tende Rolle hin, welche die östliche Partner­schaft in Sicher­heits­fragen einnehmen könne, während andere Organi­sa­tionen wie z.B. die OSZE hier ihren Schwer­punkt legten, wobei die EU in Georgien mit der European Union Monitoring Mission (EUMM) eine wichtige Rolle spiele. In Bezug auf die Visa-Libera­li­sierung für Georgien und die Ukraine solle die Zusage der EU erfüllt werden, sobald die verblei­benden Fragen geklärt seien, so Peschke.

Von: Sophia Pogrzeba

 

 


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