Brücken bauen in Riga — erste Vernetzungskonferenz und Review-Workshop des SEnECA-Projekts
Vom 17. bis zum 19. April 2018 fand die erste Netzwerk-Konferenz und der erste Review Workshop des Projekts “SEnECA – Strengthening and Energizing EU-Central Asia Relations“ statt. Die vom Latvian Institute of International Affairs (LIIA) und dem IEP gemeinsam organisierte Konferenz ermöglichte es den Konsortialpartnern, sich persönlich kennenzulernen, sich über Arbeitsfortschritte auszutauschen und somit ihr Netzwerk zu vergrößern. SEnECA strebt an, die Beziehungen zwischen der EU und Zentralasien zu stärken, indem neue, nachhaltige und interdisziplinäre Netzwerke von Entscheidungsträgern aus beiden Regionen gebildet werden. Langfristig beabsichtigt das Projekt, eine nachhaltige Kooperation von WissenschaftlerInnen aus Europa und Zentralasien zu fördern. Unser Institut war mit einer dreiköpfigen Delegation auf der Konferenz präsent und übernahm zahlreiche Rollen bei deren Ausrichtung. Dr. Katrin Böttger, unsere stellvertretende Geschäftsführerin und Koordinatorin von SEnECA, begrüßte die Gäste und führte sie in ihrer Rede in das SEnECA-Projekt ein. Außerdem moderierte sie das Panel zur Analyse von Forschungsnetzwerken in Zentralasien. Die Einführung zu diesem Panel, das die Dichte von Verbindungen zwischen verschiedenen Untergruppen von ForscherInnen innerhalb des Netzwerkes zum Thema hatte, gab Julian Plottka, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IEP.
Ein Höhepunkt der Konferenz war der Runde Tisch mit dem EU-Sonderbeauftragten für Zentralasien, Peter Burian, dem SEnECA-Konsortium und Mitgliedern des SEnECA Beratungsgremiums. Während dieser ersten Begegnung gewährte uns der Sonderbeauftragte wertvolle Einblicke in den andauernden Revisionsprozess der EU-Zentralasienstrategie und unterstrich, wie wichtig evidenzbasierte Forschung wie die SEnECA-Empfehlungspapiere seien, um einen erfolgreichen Revisionsprozess der EU-Zentralasienstrategie zu ermöglichen. Weiterhin wies Burian darauf hin, dass die Konsultationen mit den EU-Partnern in Zentralasien in Tashkent und anderen zentralasiatischen Metropolen schon erfolgt seien und dass bereits eine Vielzahl von thematischen Arbeitsgruppen ins Leben gerufen worden sei (etwa zu Instrumenten, die ökologisch nachhaltige Investitionen in Zentralasien steigern sollen). Die Mitglieder des SEnECA-Beratungsgremiums, für die die Konferenz das erste SEnECA-Event war, konnten somit ein Gespür für die große Relevanz des Projektes entwickeln.
Eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion über den Status und die Zukunftsaussichten für die Kooperation zwischen der EU und den zentralasiatischen Ländern fand am zweiten Tag der Konferenz im lettischen Außenministerium statt. Neben Peter Burian saßen auch der lettische Staatsminister Andrejs Pildegoviĉs, der Direktor des LIIA Dr. Andris Spruds, der die Debatte leitete, die Direktorin der Fakultät für zentralasiatische Studien der KIMEP Universität, Dr. Nargis Kassenova (Kazakhstan), der Leiter des Departments für zeitgenössische Geschichte und Internationale Beziehungen der Nationalen Universität von Usbekistan, Dr. Mirzokhid Rakhimov, und der Co-Leiter des SEnECA-Projektes und Professor für Europäische Integration und EU-Politik der Fakultät für Politikwissenschaften der Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Michael Kaeding, auf dem Podium.
Während der Paneldiskussion konnten die folgenden Bereiche identifiziert werden, die für eine erfolgreiche Kooperation von Bedeutung sind: Vernetzung, Umweltpolitik, Bildung und Zivilgesellschaft, ökonomische Beziehungen ebenso wie Rechtsstaatlichkeit und verantwortungsbewusste Regierungsführung. Die DiskutantInnen stimmten insofern überein, dass die EU-Zentralasienstrategie, die im Sommer 2019 fertiggestellt werden wird, die Interessen der zentralasiatischen Länder mehr in den Fokus nehmen sollte als die bisherige Strategie. Darüber hinaus wurde betont, dass sich die EU insbesondere auf solche Bereiche konzentrieren sollte, in denen sie über langjährige Expertise verfüge und die für die zentralasiatischen Länder einen echten Mehrwert bedeuten (bspw. in der beruflichen Bildung, bei Umweltstandards, technologischem Know-How und der Einbindung der Zivilgesellschaft in politische Entscheidungsprozesse).
Die internen Konsortiumstreffen während der Konferenz drehten sich in erster Linie um die mapping papers, die von allen Konsortiums-Mitgliedern gemeinsam erstellt werden. Sie umfassen die politischen, kulturellen und ökonomischen Dimensionen der Beziehungen zwischen der EU und Zentralasien im Zeitraum von 2007 bis heute. Die mapping papers bilden die Basis für Analysen und Empfehlungen. Darüber hinaus waren die Stakeholder-Analyse und die Netzwerkanalyse zentrale Themen der Treffen des Konsortiums. Die Ergebnisse beider Analysen werden in einer gemeinsamen Datenbank festgehalten werden, die WissenschaftlerInnen helfen wird, potentielle wissenschaftliche PartnerInnen, wichtige politische EntscheidungsträgerInnen und MedienvertreterInnen zu finden und somit ihre beruflichen Netzwerke zu erweitern.
Die Konferenz in Riga ermöglichte es den SEnECA-Partnern, engere Beziehungen zueinander zu entwickeln und dabei die lettische Küche, Architektur und Gastfreundschaft in vollen Zügen zu genießen. Sie bot Gelegenheit, sich über gemeinsame Forschungsprojekte, aktuelle politische Entwicklungen, kulturelle Gemeinsamkeiten aber auch über kulturelle Unterschiede, Genderfragen und Essgewohnheiten auszutauschen. Für das SEnECA-Projekt sind solche Begegnungen essentiell, da die Beziehungen zwischen zwei Regionen, die schon seit Ende des Kalten Krieges mit einer Annäherung begonnen haben, gestärkt werden sollen.
Die Konferenz in Riga war die zweite Zusammenkunft des SEnECA-Konsortiums seit dem Projektstart in Berlin im Januar 2018. Dort haben die Partner sich zum ersten Mal getroffen, um sich mit den Horizont 2020-Prozeduren vertraut zu machen, das zweijährige Projekt zu gestalten und sich besser kennenzulernen.