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“Alternative Europa!” diskutiert mit Jugendlichen in Magdeburg die Verteidigungsunion

© Junge Europäische Föderalisten Sachsen-Anhalt e.V.

Am 10. Juni 2017 war das Projekt “Alter­native Europa!” einge­laden, das gerade erschienene Refle­xi­ons­papier “Vertei­digung” mit Jugend­lichen in Magdeburg zu disku­tieren. Im Rahmen eines von den Jungen Europäi­schen Födera­listen (JEF) Sachsen-Anhalt organi­sierten zweitä­gigen Seminars an der Otto-von-Guericke-Univer­sität widmeten sich Jugend­liche aus mehreren europäi­schen Ländern dem von der Europäi­schen Kommission angesto­ßenen Weißbuch-Prozess. Neben der mit den fünf Szenarien zur Zukunft der EU von der Kommission aufge­wor­fenen Frage nach dem zukünf­tigen Kurs der europäi­schen Integration disku­tierten die Teilneh­me­rInnen in Workshops die vier bisher erschie­nenen Reflexionspapiere.

Zusammen mit Martin Luckert, Bundes­se­kretär der JEF, gab Julian Plottka, Wissen­schaft­licher Mitar­beiter des IEP, einen Überblick über die drei Szenarien zur Schaffung einer Vertei­di­gungs­union, die die Kommission in ihrem Refle­xi­ons­papier zur Diskussion stellt. Alle Workshop­teil­neh­me­rInnen sprachen sich für eine schnelle Vertiefung der Integration in der Vertei­di­gungs­po­litik aus. In der Diskussion wurde dabei deutlich, dass Vertei­di­gungs­po­litik heute nicht mehr auf Militär­po­litik beschränkt ist, sondern auch kritische Infra­struk­turen wie Telekom­mu­ni­ka­ti­ons­netze, Energie­si­cherheit und Stabi­li­täts­po­litik mit zivilen Mitteln genauso umfasst, wie sie große Schnitt­mengen zu Fragen der inneren Sicherheit aufweist. Dieser Bandbreite an Themen müssten weitere Integra­ti­ons­schritte in der Vertei­di­gungs­po­litik gerecht werden.

In der Frage, ob diese in naher Zukunft erreicht werden können, blieben die Teilneh­me­rInnen skeptisch. Es wurde hinter­fragt, ob ausrei­chender politi­scher Wille für eine zügige Umsetzung der weiter­ge­henden Vorschläge besteht. Aller­dings wurde konsta­tiert, dass es mit der unklaren Haltung der neuen US-ameri­ka­ni­schen Adminis­tration zur NATO, dem Konflikt in der Ukraine, der Beurteilung Russlands als strate­gi­scher Heraus­for­derung sowie der gefähr­lichen Lage im Nahen Osten derzeit politi­scher Druck besteht, der für eine Stärkung der EU-Vertei­di­gungs­po­litik genutzt werden könne. Dem Ziel, dass Europa nach außen mit einer Stimme spricht, stünden aber auch die verschie­denen natio­nalen strate­gi­schen Kulturen entgegen. Bis es europaweit ein gemein­sames Verständnis dafür gebe, für welche Aufgaben das Militär einge­setzt werden soll, könnten noch Genera­tionen vergehen.

Ob hier Formen der diffe­ren­zierten Integration einen Ausweg bieten, blieb in der Diskussion ebenso umstritten. Zwar sei in solchen Gruppen von Mitglied­staaten einfacher Konsens und ein gemein­sames Verständnis für die Rolle des Militärs herzu­stellen, jedoch berge das Voran­schreiten einzelner Gruppen von Mitglied­staaten immer auch die Gefahr der Spaltung der Union. Ob “Nachzügler” jemals wieder aufholen werden, sei eine offene Frage.

Bericht: Julian Plottka