#1stYoungCitizens‘FutureLab vom 27. und 28. September 2018 an der Europäischen Akademie Otzenhausen
Digitale Teilhabe von Jugendlichen stärken!
Am 27. und 28. September 2018 war das Institut für Europäische Politik (IEP) mit dem #1stYoungCitizens‘FutureLab zum Thema „Digital Democracy in the EU: e‑participation and European elections“ in der Europäischen Akademie Otzenhausen (EAO) zu Gast. Gemeinsam mit Anja Türkan, Expertin für digitale Strategien, diskutierten junge EU-BürgerInnen über die Chancen und Herausforderungen von e‑Partizipation und (digitaler) Bürgerbeteiligung. Dabei legten sie den Grundstein für einen im Rahmen des Projekts #EngagEU europaweit stattfindenden Ideensammlungsprozess. Das Projekt soll junge BürgerInnen befähigen, im Wahlkampf zum nächsten Europäischen Parlament mit einer starken Stimme junge Themen zu setzen.
Zunächst wurde mit einem Rückblick auf die letzten Herausforderungen der europäischen Geschichte eine gemeinsame Gesprächsgrundlage geschaffen. Angesichts gegenwärtiger Herausforderungen wie dem Erstarken des Nationalismus, dem Vertrauensverlust vieler BürgerInnen in die europäischen Institutionen oder dem Ausgang des britischen Referendums ̶ um nur einige zu nennen ̶ stimmten die TeilnehmerInnen überein, dass die europäische Identität und Solidarität weiter gestärkt werden sollten. Zudem müsse die Vermittlung europäischer Entscheidungen bürgernäher erfolgen. Dies sei vor allem angesichts des Mangels an politischem Wissen vieler junger BürgerInnen, immer häufiger auftretender, pauschalisierender Vorurteile und der steigenden Anzahl von ProtestwählerInnen notwendig.
Ausgehend von dieser Bestandsaufnahme wurden konkrete Herausforderungen, die aus der Digitalisierung folgen, identifiziert. Mit Blick auf die heutige Vielfalt der Kommunikationskanäle, die Popularität neuer InformationsvermittlerInnen wie YoutuberInnen oder BlogerInnen, die infrage gestellte Neutralität der medialen Berichterstattung oder die Informationsüberflutung tauchten viele Fragen unter den TeilnehmerInnen auf:
- Wie soll mit „Fake news“, „Hate speechs“ oder „Bots“ umgegangen werden?
- Inwiefern prägen diese unerwünschten Nebenwirkungen der Digitalisierung die politische Kommunikation und welchen Einfluss haben sie auf die Bürger- bzw. Wahlbeteiligung?
Neben diesen Herausforderungen diskutierten die jungen TeilnehmerInnen aber auch die Chancen der Digitalisierung: Mithilfe digitaler Instrumente könnten mehr politische Transparenz, eine bürgernahe Kommunikation und mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten geschaffen werden.
Im Laufe des #1stYoungCitizens‘FutureLab kristallisierten sich vier Kernforderungen heraus, die im Rahmen des nächsten YoungCitizens‘FutureLabs im November 2018 in konkrete politische Handlungsempfehlungen münden sollen:
Erstens solle im Bereich der politischen Bildung das Wissen über politische Themen vor allem in Schulen anhand eines neuen Schulfachs „Europa“ oder einer europäischen Woche vermittelt werden. Als ebenso wichtig wurde die Förderung der Weiterbildung von Erwachsenen genannt. Außerdem wurde mehr Aufklärung über die Digitalisierung und ihre Auswirkungen gefordert, um dem Überforderungsgefühl vieler BürgerInnen entgegenzuwirken.
Zweitens solle im Bereich der Infrastruktur künftig vor allem auf Netzneutralität und auf die Qualität von Informationsquellen geachtet werden, unter anderem mithilfe von „Fact checking platforms“. Außerdem sollten Online- und Offline-Diskussionsräume besser miteinander verknüpft werden.
Drittens forderten die TeilnehmerInnen, die Konsultation von BürgerInnen zu regionalspezifischen Themen mithilfe von Instrumenten der E‑Partizipation zu erleichtern und somit mehr Einflussmöglichkeiten für BürgerInnen auf lokaler Ebene zu etablieren.
Viertens erarbeiteten die TeilnehmerInnen Vorschläge für Partizipationsmöglichkeiten von Jugendlichen. Neben einem Jugendparlament mit konkreten Einflussmöglichkeiten waren dies vor allem Verbesserungsvorschläge für die Initiative #FreeInterrail. Nicht nur der Zugang zu den Tickets sondern auch der Reiseverlauf könne nach Ansicht der TeilnehmerInnen verbessert werden: Couchsurfing-Möglichkeiten bei Einheimischen und das Beheben von Sprachbarrieren, beispielsweise unter Zuhilfenahme digitaler Instrumente, sind Ideen, die im Laufe des YoungFutureCitizens´Lab entwickelt wurden.
Bei allen diesen vier Kernforderungen unterstrichen die jungen TeilnehmerInnen, dass zwei Grundprinzipien nicht aus den Augen verloren werden sollten. Zum einen die Barrierefreiheit von Sprache, um allen BürgerInnen politische Teilhabe zu ermöglichen. Zum anderen die Verbindung von Online- und Offline-Räumen, die sich ergänzen sollten.
Diese erste Ideensammlung wird als Grundlage für das #2ndYoungCitizens’FutureLab am 29. und 30. November 2018 dienen, mit dem das Institut für Europäische Politik erneut in der Europäischen Akademie Otzenhausen zu Gast sein wird. Weitere YoungCitizens’FutureLabs werden im Vorfeld der Europawahlen in Nizza und Warschau stattfinden.
Ansprechpartnerin zum Projekt #EngagEU: Frau Jana Schubert, jana.schubert@iep-berlin.de
Autorin: Sara Kibler